25.01.1987 · Hörspiel.
Der Paravent.
Die Schlaflosigkeit alter Leute bei Nacht, die Erinnerungsmühle bei Tag, die Angst in der Dunkelheit und die ewige Unruhe, die den Stillstand zu verhindern trachtet – all dies vermittelt die alte Frau, die im Mittelpunkt des ersten Hörspiels von Marlene Streeruwitz steht bzw. geht, denn sie muß gehen: „Der Doktor hat gesagt, wenn ich zu gehen aufhöre, ist es aus.“ Mit der fahrigen Geschwätzigkeit des Alters, die jeder auftauchenden Assoziation bereitwillig nachgibt und detailversessen sich an Vergangenes klammert, erzählt sie dem alten Kohlenlieferanten, was ihr in den Sinn kommt – eine krude Mischung aus privater und öffentlicher Geschichte, aus Kindheit und Krieg und gehässigen Ausplaudereien über die Vergangenheit ihres Mitbewohners Gabor, der eigentlich Willi heißt, aber als kriegsbegeisterter Waffennarr seinen Namen je nach dem Ort eines Krisenherds änderte, und der ihr jetzt, mit Hilfe des Kohlenmannes, einen gewissen Paravent, mit dem es seine ganz eigene Bewandtnis hat, vom Mansardenzimmer herunterholen soll. Marlene Streeruwitz, 1950 in Baden bei Wien geboren, lebt derzeit in Wien. Sie studierte Slawistik und Kunstgeschichte. Ihre schriftstellerische Arbeit begann sie mit Lyrik. Veröffentlichungen literarischer Art liegen bisher noch nicht vor. Das Buch „Ortsbildgestaltung im ländlichen Raum“ entstand aus dem beruflichen Erfahrungsfeld der Autorin. (ARD Hörspieldatenbank)